Bericht vom Krummacher-Tag September 2013 in Bremen (Heinrich Fitger)

Am Freitagabend strömten sie von allen Seiten ins Hotel zur Post in Bremen. Wir trafen uns zum Abendessen in einem kleinen Saal im 1. Stock. An kleinen Tischen versammelten sich die, die sich kannten. Erste Versuche, darüber hinaus Verbindung aufzunehmen. Heinrich Fitger (Weichs) stellte sich als Vorsitzender vor. Dr. Sybille Krummacher (Jülich) zeigte sich als Schatzmeisterin von ihrer einnehmendsten Seite; niemand entging ihrem scharfen Blick. Da Susanne Krummacher (Mainz) mit Familie wegen Stau auf der Autobahn erst verspätet eintraf, gab es für das Geburtstagskind Marc Krummacher (Brügg/Schweiz) zunächst nur einen kleinen Geburtstagsgruß zu seinem 50sten. Mit Susanne kam auch das Geschenk der Vorstandskollegen, ein Buch von beeindruckendem Umfang und Gewicht: „Eine Geschichte der Welt in 100 Objekten.“ Der Abend endete in der Bar.

Am Samstagmorgen trafen wir uns um 9.30 Uhr im Saal „Indonesien“ des Hotels. Nils Huschke M.A. (Bremen), ein junger Wissenschaftler, den Heinrich auf Empfehlung des Staatsarchivdirektors Dr. Elmshäuser um einen Vortrag über die alte St. Ansgarii-Kirche zu Bremen gebeten hatte, an der Friedrich Adolph Krummacher von 1824 – 1843 gewirkt hat, hielt uns ein brillantes Referat, gespickt mit alten Fotos über die Kirche, ihre Umgebung und den die Bremer Altstadt mächtig überragenden Turm. Schöner konnte man uns dieses verschwundene Bauwerke nicht nahe bringen.

Nach genau 30 Minuten übergab er das Mikro an Heinrich Fitger, der sich ein umfangreiches Referat über F.A. Krummachers Leben und Wirken in Bremen vorgenommen hatte – zu umfangreich, wie sich bald herausstellte. Immerhin konnte er gerade noch die Stadt Bremen zu Krummachers Zeit schildern, dann musste er abkürzen und das Wort an Susanne und den inzwischen eingetroffenen Bremer Altbürgermeister Dr. Henning Scherf übertragen.

Henning Scherf nahm in der kleinen Diskussionsrunde Platz, die Susanne zusammengestellt hatte:
Gerhard Otto Krummacher, Dr. Cornelia Fitger, Dr. Sybille Krummacher, Daniel Krummacher,

Marc Krummacher diskutierten, wie wir „die Vielfalt unserer Geschichte erhalten und eine lebendige Gegenwart gestalten“ können. Scherf schilderte, dass er sehr viel von Tradition und Beziehungspflege innerhalb großer Familien hält und dass gerade traditionsreiche Familien ein stabilisierendes Element im Staate sein können. Cornelia Fitger hinterfragte die Tragfähigkeit eines Familienverbandes, dessen Mitglieder nur noch weitläufig verwandt sind, sich kaum kennen und weit entfernt voneinander wohnen. Sybille Krummacher möchte die ganze Vielfalt der Talente und Interessender zahlreichen Krummacher-Nachfahren ansprechen und zur Geltung kommen lassen. Gerd Otto Krummacher und Marc Krummacher beleuchteten das Thema aus der Perspektive des Lebens außerhalb Deutschlands. Gerd Otto legte einen Schwerpunkt auf kontinuierliche Informationen aus der Familie; Marc betonte, wie wichtig ihm das Erbe seines Vaters sei, der immer die Kontakte innerhalb der Familie gepflegt habe; Daniel Krummacher schließlich brachte den Blickwinkel der jüngeren Generation ein und warb für ein Forum zum ständigen Erfahrungs- und Meinungsaustausch.

Henning Scherf vermittelte mit Wärme, Humor und kleinen Geschichten aus der eigenen Erfahrung zwischen den verschiedenen Positionen und ermutigte die Anwesenden, auf dem eingeschlagenen Weg weiter zu gehen

Danach machten wir uns bei herrlichstem Wetter auf den Weg durch die Wallanlagen, vorbei an der imposanten alten Windmühle, zum Ansgarii-Kirchhof. Die Kirche und die Pastorenhäuser mussten nach dem 2.Weltkrieg modernen Zweckbauten Platz machen, so dass man ihre Standorte heute nur noch erahnen kann. Herr Huschke half uns bei der Verortung. Von der früheren Pracht der Bremer Altstadt zeugt an diesem Platz nur noch das Haus der Handwerkskammer, das frühere Krameramtshaus (1618-21). Auf dem weiteren Wege über die Langenstr. zur Schlachte kamen wir an dem letzten alten Kaufmannshaus vorbei, einem mittelalterlichen Giebelbau mit barocken Ausleuchten rechts und links.

An der Schlachte verteilten wir uns auf drei Lokale, wo für uns Plätze reserviert waren. Im Haus Nr. 25 hatte 1841 der „Ätti“ im Hause eines Senators sein 50jähriges Doktorjubiläum gefeiert. Nicht alle waren mit Küche und Bedienung zufrieden. Aber der Blick auf die Weser und den gegenüberliegenden Teerhof und schließlich die Besichtigung der 1229 entstandenen gotischen Schifferkirche St. Martini am Ende der Schlachte entschädigte dafür. In dieser Kirche hatten Krummachers Freunde Menken und Treviranus gepredigt; hier hatte der Pastor Joachim Neander 1689 das herrliche Lied „Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren“ gedichtet. Auch diese Kirche hatte in Schutt und Asche gelegen. Aber der Schlussstein des Presbyteriums, den Kopf Christi darstellend, hatte auf der Spitze des Schuttkegels gelegen und wie eine Verheißung gewirkt, dass der Wiederaufbau gelingen würde.

Vor der Kirche erwarteten uns zwei Stadtführer, mit denen wir vorbei an dem Haus, in dem 1837/38 Friedrich Engels das Kaufmannswesen lernen sollte, durch die gedrängt volle Böttcherstr. zum Marktplatz gingen, in Bremens „gute Stube“. Der Weg endete bei der Kirche U.L.Frauen, der alten gotischen Ratskirche hinter dem Rathaus mit ihren herrlichen modernen Glasfenstern von Manessier. Hier hatte Krummacher am 23.Mai 1824 seine erste Predigt in Bremen gehalten, die vorgeschriebene Probepredigt zum Nachweis seiner reformierten Rechtgläubigkeit.

Um 17.00 Uhr versammelten wir uns wieder im Hotel zu einem weiteren Vortrag über „Dr.med. Eduard Krummacher. Ein Bremer Arzt und Homöopath in seiner Zeit“. Frau Dr. Maria Hermes, eine junge Kulturwissenschaftlerin, ebenfalls empfohlen vom Staatsarchivdirektor, sprach, unterstützt von Lichtbildern, über den einzigen Nicht-Theologen unter Ättis Söhnen, und die Schwierigkeit, sich mit seiner neuen Wissenschaft in Bremen durchzusetzen. Auch dies war ein schöner runder Vortrag, der uns einen eher unbekannten Vorfahren näherbrachte.

Um 19.00 Uhr ging es weiter: Diesmal im geschichtsträchtigen Hauff-Keller des Bremer Ratskellers mit den Bildern von Max Slevogt zu Hauffs „Phantasien im Bremer Ratskeller“, geschrieben ein Jahr nach Ankunft der Krummachers in Bremen. Küche und Weine waren vorzüglich und wir tafelten in bester Stimmung. Heinrich berichtete noch kurz über Eduards Töchter Laura und Adelheid, die zwei Bremer Tabakkaufleute heirateten, die Brüder Johannes und Friedrich Achelis.

Damit noch nicht genug: Am Sonntagmorgen, früh um 9.00 Uhr, erfreute uns Hildegard Westhoff-Krummacher (Münster) mit einem Vortrag über unser „Krummacherlied“ „Stern auf den ich schaue.“ Sie stellte uns den Verfasser Cornelius Adolf Krummacher und die Komponistin Minna Koch, seine Schwiegertochter, vor. Sie erklärte die verwendeten Symbole und verfolgte den Weg des Liedes durch die Gesangbücher bis hin zu seiner Wiederentdeckung durch den evangelischen Liedersänger Hanjo Gäbler. Sehr interessant!

Gleich anschließend folgte eine sehr persönlich gehaltene Morgenandacht von Pfarrerin Ingrid Krummacher (Bad Teinach-Zavelstein) über den „unerkannten Jesus in der Menschenmenge am Jordan“ (Ev. Joh. 1, 26 – 34). Und wieder sangen wir „Stern, auf den ich schaue.“ Das war ein schöner Sonntagsbeginn.

Schon nach kurzer Pause trafen wir uns wieder zur „Manöverkritik“: Was war gut, was war nicht so gelungen, wie soll es weitergehen, was sollte man ändern. Marc hat alles genau in einem besonderen Protokoll festgehalten, das hier beigefügt ist.

Abschließend trafen sich die Mitglieder des Krummacher Familienverband e.V. mit einigen Gästen zur Mitgliederversammlung 2013. Auch hierüber hat Marc ein Protokoll verfasst, das den Mitgliedern separat zugehen wird.

Uns als Vorstand hat es viel Freude gemacht, diesen Krummacher-Tag vorzubereiten. Den Erfolg dieses Treffens aber verdanken wir Euch, die Ihr unserer Einladung so zahlreich gefolgt seid und oft weite Reisen nicht gescheut habt, um mit uns eine Tradition wieder zu beleben, die nun schon viele Generationen überdauert hat.

Wir meinen – und das Echo aus der Familie bestätigt uns darin – dass dieser neue Stil mit seiner Öffnung nach außen Zukunft hat. Wir freuen uns schon auf das nächste Treffen in zwei Jahren – wo, das müssen wir noch ausmachen. Dann hoffentlich mit vielen, die diesmal noch gezögert haben.

Wer Bremen 2013 nicht miterlebt hat, der hat wirklich etwas versäumt - aber es werden sich neue Möglichkeiten des Zusammen-Erlebens ergeben.

Herzlich grüsst im Namen des Vorstandes
Heinrich Fitger

Der Vorstand, zugleich Organisationskomitee
Heinrich, Susanne, Marc, Sybille, Magnus, Hildegard und Daniel

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Postanschrift des Vorstandsvorsitzenden: Heinrich Fitger, Freiherrnstr. 28, DE- 85258 Weichs